Bremen | Gemäß Bremer Klimaschutzkonzept verursachte die Straßenbahn im Jahr 2010 CO2-Emissionen von 28.475 Tonnen. Die CO2-Emissionen des Kraftfahrzeugverkehrs betrugen im selben Zeitraum 724.000 Tonnen. Setzt man die Zahlen in Relation zur Verkehrsleistung, so stößt der Kraftfahrzeugverkehr etwa siebenmal mehr CO2 aus als die Straßenbahn. Dazu kommt, dass die Straßenbahnen im sensiblen städtischen Raum völlig abgasfrei fahren.
Weit reichender Konsens
In der Fachwelt herrscht inzwischen weit reichender Konsens, dass eine nachhaltige Umsteuerung hin zu weniger verkehrsbedingten Emissionen im städtischen Raum nur durch einen massiven Ausbau des ÖPNV möglich ist. Nimmt man die allerorts zu hörenden Floskeln zum Klimaschutz ernst, führt an substanziellen Maßnahmen für eine bessere ÖPNV-Infrastruktur kein Weg vorbei. Straßenbahnen können dabei eine Schlüsselrolle spielen, denn sie zeichnen sich durch eine sehr hohe Energieeffizienz aus. Dazu tragen der sehr geringe Rollwiderstand von Stahlrädern auf Stahlschienen, der hohe Wirkungsgrad moderner Elektromotoren sowie das große Platzangebot der Züge bei. Der auf die beförderten Personen umgerechnete relative Energieverbrauch einer Straßenbahn ist daher wesentlich geringer als der eines Busses und erst recht als der eines Autos. Ebenso positiv sieht es bei den Schadstoffemissionen aus. Zudem stoßen Straßenbahnen auch bei fossiler Stromerzeugung in ihrem Einsatzgebiet selbst keine Abgase aus, wovon dicht besiedelte städtische Räume enorm profitieren. Bei regenerativer Stromversorgung wird die Straßenbahn darüber hinaus zu einem echten Nullemissionsverkehrsmittel. Sie bietet Elektromobilität bereits seit über 100 Jahren, und verbessert durch modernste technische Innovationen ihren Umweltvorsprung stetig. Nach einschlägigen Untersuchungen des Institutes für Energieund Umweltforschung Heidelberg GmbH sank der Schadstoffausstoß der Schienenverkehrsmittel trotz wesentlich geringerer Ausgangsbasis in den vergangenen zehn Jahren etwa doppelt so stark wie der der Straßenverkehrsmittel.
Elektromobilität
Die Europäische Union hat im Jahr 2011 ein Weißbuch zum Verkehrswesen veröffentlicht. Viele darin befindliche Aussagen sind ernüchternd. So lautet das Ziel für den Verkehr bis 2030, die Treibhausgasemissionen um rund 20% unter den Stand von 2008 zu senken. Wegen der erheblichen Verkehrszunahme der letzten zwei Jahrzehnte läge dies aber immer noch 8% über dem Stand von 1990, und selbst das Erreichen dieses Minimalzieles ist fraglich. Die Autoindustrie forciert zwar inzwischen unter dem Schlagwort „Elektromobilität“ neue Antriebskonzepte, wesentliche Verschiebungen hin zu umweltfreundlicheren Energiequellen sind aber auf absehbare Zeit kaum ersichtlich. Auch wenn der Verkehr in der jüngeren Vergangenheit energieeffizienter geworden ist, hängt er in der EU immer noch zu 96% von Öl ab. Geht alles seinen bisherigen Gang, dürfte die Ölabhängigkeit weiterhin fast 90% betragen, und erneuerbare Energiequellen werden das Ziel von 10% für 2020 nur unwesentlich überschreiten. Leidtragende des Verkehrs sind dabei vor allem die Städte. Deren Einwohner sind am meisten von überlasteten Straßen, schlechter Luftqualität und Lärmbelästigung betroffen. Auf den Stadtverkehr entfallen rund ein Viertel der verkehrsbedingten CO2-Emissionen und 69% aller Verkehrsunfälle.
Nizza Ι Seit einigen Jahren folgt bei der Stromversorgung für Straßenbahnen eine Innovation der nächsten. So verkehren neue Fahrzeuge mancherorts bereits ganz ohne Oberleitung. Im südfranzösischen Nizza etwa werden zwei schöne Plätze per Batterie überquert. Andere Entwicklungen setzen auf schnell aufladbare Superkondensatoren. Damit lässt sich die Bremsenergie im Fahrzeug speichern, um dann für das nächste Anfahren wiederverwendet zu werden. (Foto: Harald A. Jahn)