Mehrere Alternativen gibt es im Kernbereich von Lehe zwischen Flötenkiel und dem Ernst-Reuter-Platz, der als zentraler Punkt auf jeden Fall angedient werden sollte. Hinsichtlich der Erschließungswirkung ist eine Trasse über Altmarkt Lehe und Hafenstraße am vorteilhaftesten. Der Abschnitt zwischen Flötenkiel und Altmarkt Lehe kann dabei entweder durch die parallelen Einbahnstraßen Nordstraße/Lange Straße oder aber entlang des Bebauungsrandes parallel zur Clausewitzstraße geführt werden. Eine dritte Variante über Stresemannstraße und Melchior-Schwoon-Straße liegt dagegen bezogen auf den Schwerpunkt der Bebauung relativ weit östlich. Südlich des Ernst-Reuter-Platzes wird schließlich weiter über die Hafenstraße und dann über die Lloydstraße der Stadtbezirk Mitte erreicht.
Die Innenstadt wird über die traditionelle Führung durch die Bürgermeister-Smidt-Straße erschlossen. Damit liegt die Straßenbahn zentral im Viertel und wird wieder zum besten Kundenzubringer für den Einzelhandel. Die Wege zu den Haltestellen sind optimal kurz und die Trasse lässt sich harmonisch in das vorhandene urbane Umfeld integrieren. Die Verbindung nach Geestemünde erfolgt vom Theodor-Heuss-Platz aus über die alte Geestebrücke, die Ludwigstraße und die Friedrich-Ebert-Straße bis zum Hauptbahnhof und südlich davon dann abbiegend in die Grashoffstraße. In Höhe der Kreuzung Grashoffstraße/Schillerstraße verzweigt sich die Strecke schließlich in die beiden Äste nach Wulsdorf und Grünhöfe. Die Grashoffstraße als Stadtteilzentrum von Geestemünde wird zusammen mit dem Straßenbahnbau zu einer attraktiven Einkaufsstraße mit viel Grün, breiten Gehwegen und einer zentral liegenden Haltestelle umgestaltet.
Der Streckenast nach Grünhöfe verläuft vorzugsweise über die Schillerstraße, die Altonaer Straße und die Boschstraße. Damit wird der südliche Teil von Geestemünde optimal erschlossen. Alternativ zur Schillerstraße kann auch die Voßstraße genutzt werden, die zwar zu einer kürzeren Strecke, aber dafür auch zu längeren Haltestellenzugangswegen führt. Innerhalb von Grünhöfe wird die Straßenbahn ähnlich wie in Leherheide in die den Straßenraum begleitenden Grünflächen einbezogen.
Trassenführung
Wie würde die Strecke der vorgeschlagenen Straßenbahnlinie im Detail verlaufen? Die auf der vorhergehenden Seite dargestellte Trassenführung orientiert sich in ihren Grundzügen an den Ergebnissen der Straßenbahn-Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2000, ist aber in Teilräumen zur besseren Erschließungswirkung leicht modifiziert. Ebenso wird auf die Darstellung möglicher weiterer Baustufen verzichtet, um die in sich abgerundete Konzeption der ersten Linie zu veranschaulichen. Grundsätzliche Randbedingung ist eine Führung möglichst direkt in die wichtigen Zielgebiete hinein. Streckenabschnitte im Zuge stark belasteter Hauptverkehrsstraßen sind nur dort vorgesehen, wo genügend Platz zur Anlage eines störungsarmen eigenen Bahnkörpers für die Straßenbahn besteht.
Leherheide und Speckenbüttel werden von der Straßenbahn der Planung nach analog zur heutigen Buslinie 502 im Zuge der Hans-Böckler-Straße, der Kurt-Schumacher-Straße, des Mecklenburger Weges und des Debstedter Weges erschlossen. Diese Führung ist nicht die kürzestmögliche, minimiert aber im gesamten Siedlungsbereich Leherheide die Zugangswege zu den Haltestellen und ermöglicht eine direkte Erschließung des Ortszentrums Speckenbüttel. Im Vergleich zu einer alternativ denkbaren Verzweigung der Linie in den Debstedter Weg einerseits und in die Hans-Böckler-Straße andererseits profitieren alle Streckenanrainer von kurzen, attraktiven Taktfolgezeiten. Weiter in Richtung Lehe ist eine Führung der Straßenbahn über die Parkstraße und Wurster Straße gegenüber der über die Langener Landstraße zu bevorzugen, da erstere im Schwerpunkt der Bebauung liegt und gleichzeitig weniger Konflikte mit dem Autoverkehr aufweist. Überdies wird am reaktivierten Bahnhof Speckenbüttel ein attraktiver Verknüpfungspunkt zur Eisenbahn geschaffen, zum anderen wird der Speckenbütteler Park umweltfreundlich an den ÖPNV angeschlossen.
Vergleich der Erschließungswirkung | Dank der Bandstadtstruktur kann die Straßenbahn in Bremerhaven mit nur einer Linie mehr Einwohner direkt erreichen als in vielen anderen Städten, die in den vergangenen Jahren die Straßenbahn wiedereingeführt haben. Die im Vergleich dargestellten französischen Städte haben inklusive Vororte zwischen 150.000 und 250.000 Einwohner, sind also etwas größer als Bremerhaven, können aber dennoch nicht genauso viele Einwohner im Einzugsbereich verzeichnen.
Der Streckenast nach Wulsdorf folgt ab dem westlichen Ende der Grashoffstraße im Wesentlichen dem Straßenzug Georg- und Weserstraße. Dieser wird stadtgestalterisch aufgewertet, die Straßenbahn verkehrt vorzugsweise über Rasengleise. Lediglich zur besseren Erschließung des Schaufensters Fischereihafen wird von dieser Trasse abgewichen. Südlich der Nansenstraße schwenkt die Straßenbahn dafür nach Westen, unterquert die Wulsdorfer Rampe durch den bestehenden breiten Durchlass und erreicht dahinter dann wieder die Weserstraße. Auf diese Weise wird erreicht, dass sich die Schaufenster-Haltestelle nicht schwer erreichbar auf der Wulsdorfer Rampe befindet, sondern ebenerdig mit direkten Fußwegebeziehungen auch nach Geestemünde-Süd angeordnet werden kann. In Wulsdorf selbst liegt die Trasse entlang der Weserstraße optimal zur Bebauung. Wichtig sind hier neue fußläufige Verbindungen von den Haltestellen in den Fischereihafen. In Höhe der Station Wulsdorf Mitte sollte eine derartige Verbindung zwecks besserer Vernetzung auch für die Befahrbarkeit mit Bussen ausgelegt werden. Mit einer Endhaltestelle im Bereich Bohmsiehl wird das Fachmarktzentrum im Süden von Wulsdorf adäquat angebunden, zudem bestehen hier genügend Flächenreserven für einen leistungsfähigen Verknüpfungspunkt. Wünschenswert wäre es, zusammen mit der Realisierung der Straßenbahn den Durchgangsverkehr aus Wulsdorf heraus zu verlegen, um einerseits den Ortskern vom Autoverkehr zu entlasten und andererseits mehr Platz für den Straßenbahnbau zu schaffen.